[Erschienen] Review E-Portfolio-Bewegung

Vor zwei Wochen habe ich es in meinem Postfach gehabt, das Buch „Kontrolle und Selbstkontrolle“ (hrsg. von Torsten Meyer, Kerstin Mayrberger, Stephan Münte-Goussar und Christina Schwalbe). Es wird folgendermaßen beschrieben:

E-Portfolios und digitale Lerntagebücher, Social Networks und Bewertungs-Plattformen für Schulen, Lehrer und Lehrveranstaltungen – die aktuellen Entwicklungen der Medientechnologie fördern Transparenz und Öffentlichkeit. Durch die damit zusammenhängenden Kulturtechniken entwickeln sich neue Formen von Kontrolle und Selbstkontrolle. Die Individuen übernehmen selbst die Verantwortung für ihre Bildung. Durch freiere Wahl der Lernwege und -ziele verlieren traditionelle Verfahren der Leistungsmessung und Zugangsberechtigung an Bedeutung. Lernende können für ihre Kompetenzen und Talente direkt um Anerkennung werben. Die Liberalisierung von Bildung geht aber mit ihrer Ökonomisierung einher. Der Gegenstand der bildenden Bemächtigung ist nicht mehr die Welt, sondern die eigene Vita.

Vor dem Hintergrund der ambivalenten Mechanismen von Kontrolle und Selbstkontrolle eröffnen die Beiträge in diesem Band ebenso weite wie fokussierte Perspektiven auf neue Medientechnologie und die Konjunktur des Portfolios in der Bildung.

Beim Durchblättern – richtig lesen werde ich das Buch erst nach Weihnachten können – finde ich vor allem das Format „Perspektiven“ spannend: Hier wurden etliche Autor/innen gebeten, zu den selben Fragen Stellung zu beziehen. Ein schönes Potpourri an Argumenten kommt da zusammen, spannender vielleicht wie Beiträge, bei denen 3,4 Argumente auf 10 Seiten und weil wir das ja auch alle können, entsprechend mit Literatur belegt, ausgeführt werden.

Wolf Hilzensauer und ich haben für dieses Buch einen Vortrag bei Campus Innovation 2009 verschriftlicht, der eine kritische Rückschau auf die E-Portfolio-Entwicklung darstellt, ein wenig von „oben herab“ und quantifizierend, wenn es z. B. um die Zahl der Beiträge zu E-Portfolio geht. Beispielsweise führen wir zur Verortung wo wir uns derzeit befinden die Zahl der Veröffentlichungen zu (E-)Portfolio an.

Der Beitrag trifft das Thema des Buches also nur „gestreift“, denn natürlich verweisen auch wir immer wieder auf die Ambivalenzen von Selbsteuerung, Fremdsteuerung, Macht durch Assessment etc. – aber die anderen Beiträge sind da sicher einschlägiger.

Nach meinem „Bauchgefühl“ hypt das Thema E-Portfolio im deutschsprachigen Raum gerade extrem; die Auswertung der Veröffentlichungen werde ich mir für die weiteren Jahre bald noch mal vorknüpfen.

Mehr hier:

  • Hilzensauer, Wolf & Schaffert, Sandra (2010). Eine Rückschau auf E-Portfolios: Ausgewählte Meilensteine, quantitative Entwicklungen sowie fünf kritische Aspekte. In: Meyer, T., Mayrberger, K., Münte-Goussar, S. & Schwalbe, C. (Hrsg.), Kontrolle und Selbstkontrolle. Zur Ambivalenz von ePortfolios in Bildungsprozessen. Wiesbaden: VS-Verlag, 281-297.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..