Die Chroniken von Narnia wurden von Clive S. Lewis geschrieben. Kennt wohl fast jede/r (zumindest als Film) . Mir wurde vor einiger Zeit Lewis‘ Buch „Was man Liebe nennt: Zuneigung, Freundschaft, Eros, Agape“ in die Hand gedrückt.
Ich kann nicht behaupten, dass ich das Buch vollständig empfehlen kann, ganz im Gegenteil hat Lewis (geboren 1898) ein u.a. ein paar wenig frauenfreundliche Ansichten, die anscheinend mit dem historischen Kontext zu erklären sind, demnach Freundschaften eher was für Männer sind (siehe auch Julia Härtwigs Diplomarbeit).
Was mir aber wirklich gut gefällt ist Lewis‘ Beschreibung von „Freundschaft“: Ich tippe es im Folgenden ab, weil ich das Buch nun auch wieder mal zurückgeben muss und es vielleicht auch dem ein oder anderen gefällt… :
„Freundschaft entsteht […] wenn zwei oder mehr Kameraden entdecken, daß sie eine Einsicht, ein Interesse oder auch einen Geschmack teilen, der andern nichs bedeutet. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte jeder, er sei allein mit diesem Schatz (oder mit dieser Last). Typisch für eine beginnende Freundschaft wäre etwa der Satz: „Was? Auch du? Ich dachte, ich sei der einzige“ (S. 71)
„Liebende suchen das Heimliche. Freunde stellen diese Einsamkeit rund um sich fest, diese Schranke zwischen ihnen und der Herde, ob sie wollen oder nicht. Sie möchten sie gern abbauen; die beiden ersten wären froh, einen dritten zu finden.“ (S. 71) (gemeint: Freunde hätten gerne weitere Freunde mit den gleichen Schätzen oder Lastern; deshalb auch:) „Aber du wirst überhaupt keine Eifersucht empfinden, wenn du seine Freundschaft mit andern teilst“ (S. 71)
Wie man sich Freundschaft als Bild vorstellen kann: „Ich sagte, daß Freunde Seite an Seite oder Schulter an Schulter stehen, im Gegensatz zu Liebenden, die wir uns Aug in Auge vorstellen“ (S. 76)
Was muss man eigentlich als guter Freund alles tun? Wozu ist Freundschaft, wozu Freunde da? Damit sie beim Umzug helfen? Beim Liebeskummer trösten? Ja – und Nein.
„Gewiß, ein Freund wird sich als ein Verbündeter bewähren, wenn wir einen Verbündeten brauchen, wird leihen oder schenken, wenn wir in Not sind, wird uns in Krankheit pflegen, wird vor unseren Feinden zu uns stehen, wird für Witwe und Waisen tun, was in seiner Macht steht. Aber solche Dienste machen nicht das Wesen der Freundschaft aus. Sie werden eher als Unterbrechung empfunden. Einserseits sind sie wichtig, andererseits belanglos. Wichtig sind sie, weil der ein falscher Freund wäre, der in solchen Nöten nicht helfen würde; belanglos sind sie, weil Freund nur zufällig in die Rolle des Wohltäters schlüpft und sie ihm immer ein wenig fremd bleibt. Es ist fast ein bißchen peinlich. Denn die Freundschaft ist ganz anders als die Zuneigung; sie braucht keinen, der sie braucht. Wir bedauern, daß es ein Anlaß bestand zum Geben oder Leihen oder eine Nachtwache – aber jetzt wollen wir bitteschön nicht mehr daran denken und endlich wieder auf die Dinge zurückkommen, die wir so gerne miteinander tun oder diskutieren.“ (S. 75)
„Das Merkmal echter Freundschaft besteht nicht darin, daß man einander hilft, wo Not am Manne ist (das versteht sich von selbst), sondern daß sich hernach überhaupt nichts ändert. Es war ein Zwischenfall, ein Ausnahmezustand, eine bedauerliche Verschwendung der ohnehin immer zu kurzen gemeinsamen Zeit“ (S. 75)
Ja, so ist es. … Danke fürs Ausleihen und Lesen lassen!
Quelle: Lewis, Clive S. (1998). Was man Liebe nennt: Zuneigung, Freundschaft, Eros, Agape. Basel: Brunnen Verlag.
PS. Ein Freund von Lewis war übrigens Tolkien!